Allgemein

Presseerklärung der Piratenpartei KV Marburg-Biedenkopf

zur Ausladung von Prof. Dr. Kutschera durch das Präsidium der Universität Marburg

Die Erkenntnis, dass die Erde keine Scheibe und auch nicht Mittelpunkt der Welt ist, verdanken
wir dem rastlosen Streben der Naturwissenschaften nach Aufklärung und Licht, wo zuvor
nur Aberglaube und geistige Finsternis am Werk waren. Dieses Streben dauert nun schon Jahrhunderte
an und blieb den Erfolg hier und dort offenbar schuldig.

Mit den Worten: “Die Universität kann […] nicht akzeptieren, dass bestimmten wissenschaftlichen
Disziplinen, wie beispielsweise den Gender Studies, generell die Kompetenz und Legitimität
abgesprochen wird” begründet die Präsidentin der Philipps-Universität, Prof. Dr. Katharina
Krause, am 25.3.2016 die Ausladung des Evolutionsbiologen Prof. Dr. Ulrich Kutschera
von der Universität Kassel. Dieser sollte am 13.04.2016 den Eröffnungsvortrag des Studium
Generale mit dem Thema Evolutionstheorien und der kreationistische Grundtypen-Glauben
halten. Es sei zu befürchten, dass der Vortrag “nicht der Intention des Studium Generale gerecht
worden wäre, Ergebnisse der wissenschaftlichen Forschung in einer für die Öffentlichkeit

zur Ausladung von Prof. Dr. Kutschera durch das Präsidium der Universität Marburg

Die Erkenntnis, dass die Erde keine Scheibe und auch nicht Mittelpunkt der Welt ist, verdanken
wir dem rastlosen Streben der Naturwissenschaften nach Aufklärung und Licht, wo zuvor
nur Aberglaube und geistige Finsternis am Werk waren. Dieses Streben dauert nun schon Jahrhunderte
an und blieb den Erfolg hier und dort offenbar schuldig.

Mit den Worten: “Die Universität kann […] nicht akzeptieren, dass bestimmten wissenschaftlichen
Disziplinen, wie beispielsweise den Gender Studies, generell die Kompetenz und Legitimität
abgesprochen wird” begründet die Präsidentin der Philipps-Universität, Prof. Dr. Katharina
Krause, am 25.3.2016 die Ausladung des Evolutionsbiologen Prof. Dr. Ulrich Kutschera
von der Universität Kassel. Dieser sollte am 13.04.2016 den Eröffnungsvortrag des Studium
Generale mit dem Thema Evolutionstheorien und der kreationistische Grundtypen-Glauben
halten. Es sei zu befürchten, dass der Vortrag “nicht der Intention des Studium Generale gerecht
worden wäre, Ergebnisse der wissenschaftlichen Forschung in einer für die Öffentlichkeit
verständlichen Form zu vermitteln”.

Damit gemeint sind die kritischen Positionen des Professors in seinem im Februar 2016 erschienenen
Buch “Das Gender-Paradoxon”, in welchem Kutschera scharfe Kritik an der auch
in Marburg betriebenen Gender-Forschung übt. Da sich im Vorfeld der Auftaktveranstaltung
zum Studium Generale abzeichnete, dass mit Protesten und Störungen der Veranstaltung durch
Aktivisten der Pro-Gender-Zunft und des AStA zu rechnen sei, hatte Prof. Kutschera den Vortrag
jedoch bereits eine Woche zuvor, am 19. März, mit dem Hinweis abgesagt, dass er sich
“als international ausgewiesener Life Scientist und Lehrbuchautor, nicht von politisierenden
Sozial-Konstruktivisten […] öffentlich beleidigen lasse”.

Die vom Universitätspräsidium auf Initiative der Frauenbeauftragten der Universität, Silke
Lorch-Göllner, nachgeschobene “Ausladung” Kutscheras ist demnach offenbar nur ein Versuch,
das Gesicht zu wahren. Besser wäre es sicher gewesen, Herrn Kutschera zu anderem Termin
eine öffentliche Diskussionsveranstaltung mit einer Gesellschaftswissenschaftlerin vorzuschlagen,
und dazu auch den AStA und die Frauenbeauftragte einzuladen. Denn zu einer fairen
Diskussion gehört es nun mal, sich des Opponenten anzunehmen, und ihn unter Wahrung aller
Form zu Wort kommen zu lassen, um dann ebenso zu antworten. So viel zu den der Würde einer
Universität eigentlich angemessenen Umgangsformen.

Die Piraten Marburg-Biedenkopf bedauern die Eskalation, die sich zugetragen hat. Wir fragen
nach: warum diese Hysterie beim AStA? Warum die Ausladung? Wissenschaft lebt wie Politik
auch von Auseinandersetzung und Kritik, nicht von Ignoranz und trotzigen Angriffen. Solche
Sitten gehören nicht in unsere Zeit.

Wir fordern die Präsidentin der Universität Marburg daher auf, im Interesse der Wissenschaft
wieder ins 21. Jahrhundert zurückzukehren, indem sie die nachgeschobene Ausladung von
Prof. Dr. Kutschera umgehend rückgängig macht und sich öffentlich bei ihm entschuldigt. Uns
irritiert die Vehemenz, mit der hier über ein doch relativ randständiges Thema in einer Tonlage,
die uns grotesk übertrieben erscheint, gestritten wird.

Die Piratenpartei Deutschland betrachtet sich als “Post-Gender”, das bedeutet unter anderem:
wir erheben nicht das Geschlecht der Mitglieder. Diese Diskussion war schon vor Jahren so in
Richtung der Polemik entglitten, dass wir uns entschieden haben, derlei Fragen offen zu lassen.

Die Erde ist auch heute noch rund und bedarf mehr denn je des Lichtes der Erkenntnis.